Pornosucht

Eine Pornosucht ist durch einen übermässigen, unkontrollierten Konsum pornografischer Inhalte bestimmt.

Der Konsum von Pornografie ist eigentlich weit verbreitet: Pornografische Inhalte sind via Smartphone jederzeit verfügbar. Gleichzeitig ist der Pornokonsum tabuisiert und schambehaftet und wird in der Öffentlichkeit kaum thematisiert.

Menschen mit einer Pornosucht tendieren dazu, immer extreme Inhalte zu konsumieren, da die bisherigen Videos nicht mehr den gleichen Reiz auslösen. Manche Pornosüchtige suchen auch lange nach dem "perfekten" Video. In einem solchen Fall spricht man von einer Toleranzsteigerung. 

Von einer Sucht ist dann auszugehen, wenn die/der Betroffene über einen Zeitraum von 12 Monaten folgende drei Anzeichen erlebt:

  • Kontrollverlust: Die Kontrolle über den Beginn, das Beenden und die Dauer des Pornokonsums ist stark eingeschränkt. Die Betroffenen konsumieren auch dann, wenn sie eigentlich nicht wollen bzw. wissen, dass sie nicht Pornos schauen sollten.
  • Interessensverlagerung: Dem Pornokonsum wird immer mehr Zeit und Raum gegeben. Dies auf Kosten anderer Interessen oder Verpflichtungen.
  • Fortführen des Pornokonsums: Die Betroffenen konsumieren immer weiter, Pornos obwohl sie aufgrund dieses Verhaltens Probleme erleben (anhaltender Schlafmangel, Streit in Familie/Beziehung, Probleme in Schule, Lehre und Arbeit).

Ob eine Sucht tatsächlich vorliegt, kann nur von Psychiatern oder Psychologen festgestellt werden. Sie sind darin ausgebildet.

Wer Zweifel hat, ob evtl. ein suchtartiges Verhalten vorliegt, kann einen Selbsttest machen. Dieser ersetzt keine professionelle Diagnose, kann aber erste Hinweise geben.

 

  • fehlende Bewältigungsstrategien: Stress, Traumata und negative Emotionen lösen ein Gefühl der Überwältigung aus. Menschen mit einer Pornosucht haben sich angewöhnt, diese belastenden Situationen bzw. Emotionen durch Pornokonsum zu regulieren bzw. zu bewältigen. Da die Betroffenen nach dem Konsum oft ein schlechtes Gewissen haben, entsteht eine Art "Teufelskreis".

 

  • negative sexuelle Erfahrungen: Negative sexuelle Erfahrungen können bei einigen Menschen dazu führen, dass sie reale sexuelle Situationen als belastend Empfinden (Leistungsdruck, vermindertes Selbstvertrauen etc.) und deshalb ihre sexuelle Lust eher via Pornos befriedigen.

 

  • Persönliche Faktoren: Menschen mit einer Depression, einer Angststörungen oder hoher Impulsivität sind häufiger von einer Pornosucht betroffen.

 

  • Jugendschutz: In Zusammenhang mit Pornosucht ist der Jugendschutz zentral. Das bedeutet, dass Smartphones und Tablets von Kindern und Jugendlichen via Apps und Geräteeinstellungen die Nutzerinnen und Nutzer möglichst von pornografischen Inhalten schützen sollen. Tipps, was getan werden kann, findet man hier.

 

  • sexuelle Aufklärung: Jugendlichen fällt es oft einfacher, ihre Fragen rund um die Sexualität etc. anonym im Internet zu recherchieren, als mit den Eltern zu besprechen. Das ist einerseits gut und es gibt viele gute Seiten für Jugendliche, die kompetent Auskunft geben. Gleichzeitig sollten Eltern früh mit ihren Kindern das Thema Sexualität besprechen. Das hilft den Kindern, die Informationen im Internet besser einzuordnen und zu verstehen. Gemäss der HBSC-Studie von 2018 haben rund 17% der 14- und 15-Jährigen Jungs schon mal mit jemandem geschlafen. Bei den Mädchen sind es knapp 9%. Die sexuelle Aufklärung sollte also möglichst davor stattfinden.

 

  • Selbstkontrolle: Kinder und Jugendliche werden trotz Jugendschutz und Aufklärung früher oder später mit pornografischen Inhalten konfrontiert. Ab und zu einen Porno zu schauen ist dabei noch nicht problematisch. Dennoch sollte das eigene Verhalten gut beobachtet werden: Schaut man nur noch Pornos um Stress los zu werden? Geht es darum sich nicht "einsam" zu fühlen? Wer seinen Pornokonsum kontrollieren kann und keine (sexuellen) Probleme im realen Leben dadurch erlebt, ist weniger gefährdet in eine Sucht abzurutschen.

 

  • erotische Selfies: Erotische oder freizügige Bilder ins Netz zu stellen oder in Chats zu versenden kann gefährlich sein. Die Bilder sind nicht mehr zu löschen und können einen auch noch Jahre später einholen. Man sollte auf solche Bilder verzichten und die Erotik lieber in echten Situationen gemeinsam geniessen.

 

  • positive persönliche Beziehungen zur Familie: Ein positives Umfeld, in dem man gemeinsam Dinge erlebt, sich unterhält und auch bildschirmfreie Zeiten erlebt, steigert das Wohlbefinden, reduziert Stress und führt somit zu einer höheren Ausgeglichenheit. So fällt es evtl. auch leichter, über sexuelle Themen zu sprechen.

 

  • Selbsttest: Ein Selbsttest hilft, das eigene Verhalten richtig einzuschätzen und ermöglicht, dass negative Veränderungen frühzeitig erkannt werden.

 

  • Beratung und Behandlung: Wer vermutet, Pornosüchtig zu sein, sollte die eigene Situation mit einem Profi besprechen. Ob wirklich eine Therapie nötig ist, wird im gemeinsamen Gespräch festgestellt. Auch Angehörige von Menschen mit einer Pornosucht können sich so Hilfe holen. Zögern Sie nicht!