Kaufsucht

Eine Kaufsucht meint das unkontrollierte, impulsive bzw. suchtartige Kaufen von Konsumgütern online oder in Läden.

Frauen kaufen dabei meistens Kosmetika, Mode, Schmuck oder auch Haushaltsgegenstände. Männer kaufen eher technische Geräte, Uhren, Mode oder Kunst.

Die erworbenen Gegenstände werden von den Kaufsüchten oft gar nicht ausgepackt oder benutzt, da sie nach dem Kauf oft ein schlechtes Gewissen haben.

Da vor allem das Onlineshopping am Anfang sehr unauffällig ist, wird eine Kaufsucht vom Umfeld (Familie und Freunde) lange nicht bemerkt. Erst wenn finanzielle Probleme auftauchen oder sich die Waren Zuhause nicht mehr verstecken lassen, wird die Sucht auch für Andere sichtbar.

Von einer Sucht ist dann auszugehen, wenn die/der Betroffene über einen Zeitraum von 12 Monaten folgende drei Anzeichen erlebt:

  • Kontrollverlust: Die Kontrolle über das Kaufen ist stark eingeschränkt. Die Betroffenen kaufen auch dann, wenn sie eigentlich nicht wollen bzw. wissen, dass sie nicht mehr shoppen sollten.
  • Interessensverlagerung: Dem Kaufen wird immer mehr Zeit und Raum gegeben. Dies auf Kosten anderer Interessen oder Verpflichtungen.
  • Fortführen des Kaufens: Die Betroffenen kaufen auch dann weiter ein, obwohl sie aufgrund dieses Verhaltens Probleme erleben (finanzielle Probleme, Streit in Familie/Beziehung, Probleme in Schule, Lehre und Arbeit durch ständiges Einkaufen).

Ob eine Sucht tatsächlich vorliegt, kann nur von Psychiatern oder Psychologen festgestellt werden. Sie sind darin ausgebildet.

Wer Zweifel hat, ob evtl. ein suchtartiges Verhalten vorliegt, kann einen Selbsttest machen. Dieser ersetzt keine professionelle Diagnose, kann aber erste Hinweise geben.

 

  • Status: Unsere konsumorientierte Gesellschaft hat dazu beigetragen, dass der Besitz von Konsumgütern ein Zeichen eines höheren Status ist: Wer mehr besitzt, gilt mehr. Vor allem Luxusgüter wie teure Uhren und Schmuck, teure Kleider und ein exklusiver Lebensstil versprechen ein höheres gesellschaftliches Ansehen. Das kann dazu beitragen, sich mehr zu kaufen als man sich leisten kann.

 

  • niedriges Selbstbewusstsein: Vor allem Menschen mit einem tieferen Selbstbewusstsein versuchen durch den Kauf (teurer) Gegenstände ihr Selbstwertgefühl zu steigern (siehe auch Status). Da diese Strategie aber nur kurzfristig Zufriedenheit bringt, wird immer mehr gekauft. Oft mehr als man sich leisten kann.

 

  • Frust und Belohnung: Jeder Mensch hat sich in mühsamen Zeiten oder nach einem Erfolg mal etwas "gegönnt". Das ist ok. Wird das Kaufen aber zur Strategie um vor allem mit frustrierenden Ereignissen oder eigenem Stress umzugehen, kann das eine Suchtentwicklung fördern. Frust und Freude lassen sich auch durch Sport oder ein gutes selbst gekochtes Essen "verarbeiten". Tolle Momente können mit Freunden durch eine gemeinsame Aktivität (nicht Shoppen) gefeiert werden.

 

  • Darüber sprechen: Wer sich mit Anderen über seine Ängste, Probleme und Zweifel austauschen kann, findet Rückhalt und erfährt oft Unterstützung. So kann das Risiko, sich durch den Kauf von Dingen wieder gut zu fühlen, reduziert werden.

 

  • Finanzielle Kontrolle abgeben: Wer seine Ausgaben nicht mehr im Griff hat, kann die finanzielle Kontrolle einer Vertrauensperson oder einer entsprechenden Fachperson abgeben. Zahlungsmittel auf Smartphones, Tablets und Computer sollten Fall gelöscht werden. Diese Massnahmen helfen, spontane bzw. impulsive Käufe zu reduzieren.

 

  • Selbsttest: Ein Selbsttest hilft, das eigene Verhalten richtig einzuschätzen und ermöglicht, dass negative Veränderungen frühzeitig erkannt werden.

 

  • Beratung und Behandlung: Wer vermutet, Kaufsüchtig zu sein, sollte die eigene Situation mit einem Profi besprechen. Ob wirklich eine Therapie nötig ist, wird im gemeinsamen Gespräch festgestellt. Auch Angehörige von Menschen mit einer Kaufsucht können sich so Hilfe holen. Zögern Sie nicht!